Es war ein großer Schritt, den Oliver Wittich im Sommer wagte. Nach acht Jahren beim SV Oberzell übernahm der 39-Jährige vor der Saison das Traineramt beim Fußball-Bezirksligisten SV Kressbronn. Für Wittich eine große Umstellung. Schließlich musste er sich nicht nur an den neuen Verein, sondern auch an eine neue Rolle gewöhnen. Nach vielen Jahren als Co-Trainer in Oberzell – mit einer kurzen Phase als Interimstrainer – rückte er in Kressbronn erstmals offiziell in die erste Reihe. „Es war natürlich schon eine besondere Herausforderung, zum ersten Mal die alleinige Verantwortung zu tragen“, sagt Wittich rückblickend. Nach einem halben Jahr kann er aber sagen: „Ich fühle mich wohl in Kressbronn. Das erste halbe Jahr hat mir viel Spaß gemacht.“ Und hatte ein besonderes Highlight für Oliver Wittich parat: Bei seiner Rückkehr nach Oberzell siegte der SVK in einem fulminanten Spiel mit 5:3. „Am Ende waren es auch nur drei Punkte. Aber für mich war das natürlich eine schöne Momentaufnahme.“
Dabei lief es in der Hinrunde nicht immer so rund für den SV Kressbronn. Nach 19 Spieltagen belegt das Team vom Bodensee Platz sieben der Bezirksliga. Das ist in Ordnung, meint Wittich, doch eigentlich wäre auch mehr drin gewesen. „Allgemein steckt in der Mannschaft sehr großes Potenzial“, sagt der Trainer. „Doch wir hatten die ganze Hinrunde über große Personalsorgen.“ Sei es aufgrund von Verletzungen, Auslandsaufenthalten oder Abwesenheiten wegen eines Studiums. „Letztlich können wir mit den 30 Punkten und der Tabellensituation zufrieden sein. Unter diesen Umständen war einfach nicht mehr möglich.“
Wittich hat also schnell gelernt, seine Ansprüche herunterzuschrauben – sowohl bei den Ambitionen als auch beim fußballerischen Niveau. „Natürlich war das spielerische in der Landesliga eine andere Klasse“, sagt er rückblickend auf seine Zeit in Oberzell. „Aber auch hier in Kressbronn wird tolle Arbeit geleistet. Es ist ein toller Verein, in dem viel über den Zusammenhalt bewerkstelligt wird.“
Auf diesen setzt der Trainer auch in der Rückrunde. Auch wenn der SVK derzeit in der oberen Tabellenhälfte platziert ist, geht Wittichs Blick vor allem nach unten. „Für uns geht es darum, schnell die 45 Punkte zu holen, um so früh wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben.“ Erst wenn dieses Ziel erreicht ist, könne man schauen, wohin die Reise eventuell noch gehen kann. Dass die Kressbronner vielleicht sogar noch in den Aufstiegskampf eingreifen, schließt der Trainer bei 16 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz hingegen aus. „Die Distanz nach ganz oben ist viel zu groß. Die Meisterschaft werden Eschach, Beuren und vielleicht noch Oberzell unter sich ausmachen.“
Langfristig kann sich Oliver Wittich aber vorstellen, mit dem SV Kressbronn den Aufstieg in die Landesliga anzustreben. „Der Verein ist gut aufgestellt, die Voraussetzungen stimmen. Aus meiner Sicht können wir in den nächsten Jahren schon oben mitspielen – wenn der volle Kader zur Verfügung steht.“ Bis er neue Spieler bekommt, muss der Trainer aber mindestens bis zum Sommer warten. In der Winterpause wird es voraussichtlich keine Verstärkung geben. „Wir waren an ein bis zwei Spielern dran. Das hat aber leider nicht geklappt“, verrät der 39-Jährige. „Im Winter ist es einfach extrem schwierig, Spieler von einem anderen Verein loszueisen.“ Immerhin: Zur Rückrunde wird er auf Mittelfeldspieler Felix Würsle setzen können, der in der Hinrunde wegen seines Studiums nicht zur Verfügung stand. „Felix ist eine riesige Verstärkung für diese Mannschaft“, freut sich der Trainer. Diese Veränderung ist zur Umstellung im Sommer aber denkbar klein.