75 Jahre Sportverein Kressbronn e. V.
Jürgen Dillmann
Der Sportverein Kressbronn feierte im Jahr 2021 sein 75-jähriges Bestehen. Seine Gründung 1946 verdankt er dem sportlichen Idealismus einiger damals junger Männer, die den SV Kressbronn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Ihr Engagement war getragen von dem Gedanken „Es ist schön, mit Freunden zu leben“, ein Leitspruch, der die Mitglieder des Vereins bis heute verbindet und motiviert.
Die Vereinsgründung
Die Gründungszeit des SVK waren die schwierigen Nachkriegsjahre. Die Schrecken des Zweiten Weltkrieges waren vorüber, und schon bald erwachte wieder das menschliche Bedürfnis nach gemeinsamem Sport und Geselligkeit. Zu dieser Zeit stand Kressbronn a. B. unter der Verwaltung der französischen Besatzungsarmee. Die Besatzungsmächte hatten so kurz nach dem Ende der NS-Diktatur noch ein scharfes Auge darauf, wer sich zu einem Verein zusammenschließen wollte. Am 14. November 1945 gelang es Heinz Tansinna jedoch, von der französischen Kommandantur eine offizielle Genehmigung zur Gründung einer Fußballmannschaft einzuholen. Noch im selben Monat wurde im Gasthaus Peterhof eine erste Versammlung einberufen, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Am 8. Januar 1946 fasste schließlich eine Gruppe junger Männer in Kressbronn den Entschluss, den „früher bestandenen Fußball-Verein wieder ins Leben zu rufen“, wie es im Gründungsprotokoll vermerkt ist. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen, wie wir heute wissen, die jedoch unter den materiellen Bedingungen der Nachkriegszeit noch vor großen Herausforderungen stand. Was uns heute für einen Fußballverein selbstverständlich erscheint, fehlte noch vollständig. Ohne Trikots, ohne Bälle und ohne einen geeigneten Sportplatz konnte sich diese Vereinsgründung aber zumindest auf einen wichtigen Grundpfeiler stützen:
Die gemeinsame Begeisterung für den Fußballsport!
Bis zum Frühsommer 1946 wurde eine Satzung ausgearbeitet und beim französischen Militärgouverneur in Tübingen der Antrag auf Abhaltung einer Gründungsversammlung gestellt. Am 21. Juni fand im Gasthaus Peterhof die konstituierende Versammlung statt, bei der Hermann Rommelspacher offiziell zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Auch die weiteren Gründungsmitglieder sind namentlich bekannt:
Edwin Grall, Molkereibesitzer
Karl Kees, Kaufmann
Hermann Rommelspacher, Kaufmann
Heinz Tansinna, Ingenieur
Werner Zwick, Ingenieur
Damit war der erste Verein in Kressbronn nach Ende des Zweiten Weltkrieges gegründet. Auch sonst waren die Mitglieder nicht untätig gewesen. Von Adlerwirt Schmied hatte man mittlerweile eine Wiese gemietet, die als Fußballplatz genutzt werden konnte. Sie befand sich bereits im Eichert, wo sich noch heute das Sportgelände des Vereins befindet. Das weitere Inventar des Vereins bestand aus den zwei Fußballtoren, einem Fußball und einem Vereinsvermögen von immerhin 2.792 Mark.
Auch wenn es sich nur um die Gründung eines Sportvereins handelte, wurden die Aktivitäten des Vereins von Seiten der Besatzungsbehörden strengstens beobachtet. Jedes Spiel bedurfte der Genehmigung durch die Behörden, und bei jeder Versammlung war ein bewaffneter Besatzungssoldat als Aufsicht zugegen. Um ein ungebührlich spätes Aufheben der Versammlungen brauchte man schon deshalb nicht zu fürchten, weil um 22.00 Uhr Sperrstunde war und jeder Zuwiderhandelnde sich der Gefahr der Verhaftung aussetzte.
Da in der Gemeinde noch keine anderen Sportvereine gegründet oder wiedergegründet waren, waren dem SVK zunächst noch verschiedene andere Abteilungen angeschlossen: Leichtathletik und Gymnastik, Handball, Faustball, Tennis, Skilauf und Boxen. Ja, es gab damals sogar bereits eine Damenabteilung im Sportverein. Der Aufbau eines geregelten Vereinslebens erforderte in den nächsten Jahren viel Idealismus, den selbstlosen Einsatz und die große Opferbereitschaft aller Beteiligten.
Die unermüdliche Begeisterung, mit der man sich allerseits um das Gedeihen des neuen Vereins bemühte, resultierte – abgesehen vom sportlichen Elan – nicht zuletzt auch aus dem Verlangen nach Ablenkung von den wirtschaftlichen und politischen Problemen der Zeit im geselligen Kreis Gleichgesinnter. Es waren nicht nur gebürtige Einheimische, sondern auch eine Reihe von Flüchtlingen oder Evakuierten, auch aus dem zerstörten Friedrichshafen, denen die Mitwirkung im Sportverein die Chance bot, sich in der neuen Gemeinde heimisch zu fühlen. Die Aufbauarbeit des Vereines wurde „von den Männern der ersten Stunde“ mit großer Tatkraft und Mut bewältigt, und so war es nicht verwunderlich, dass Erfolge des noch jungen Vereins nicht lange auf sich warten ließen.
Legendäre sportliche Erfolge
Die 75-jährige Vereinsgeschichte des SVK schreibt viele Kapitel mit sportlichen Höhen und Tiefen. Als „Die große Zeit“ des SVK müssen sicherlich die 1960er-Jahre genannt werden. Dem Aufstieg der ersten Mannschaft 1962 in die 2. Amateurliga Oberschwaben folgte der Aufstieg in die Schwarzwald-Bodenseeliga als höchste Amateurklasse und 1969 die Erringung der Vizemeisterschaft in dieser Spielklasse. Der Name SV Kressbronn wurde weit ins Land hinausgetragen und bürgte für „Klassefußball“.
Das Vereinsheim im Eichert
Ein für die Vereinsgeschichte ebenfalls wesentliches Ereignis war der Bau des neuen (heute alten) Vereinsheims im Jahr 1967. Mit extrem großem eigenen Arbeitseinsatz und Engagement wurde das Projekt durchgeführt. Bei der Einweihung im November 1967 sprach Kurt Öchsle den achtzig freiwilligen Helfern und den fünfzig Geldspendern sowie der Gemeinde seinen herzlichen Dank aus.
Am 12.09.2014, also 47 Jahre später, folgte dann der Spatenstich zum Bau des neuen Vereinsheims. Ungefähr an der Stelle, an der früher das Schleppdach oder die legendäre „Grüne Hütte“ stand.
Was zunächst wie die Anlage eines Schwimmteichs aussah, nahm mehr und mehr Gestalt an, und auch beim Neubau waren – wie damals – viele freiwillige Helfer zur Stelle, die ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellten.
Der SVK heute
Gefeiert werden konnte das 75. Jubiläum des SVK aufgrund der Corona-Pandemie nicht. Auch das sportliche Geschehen kam mit der Saisonunterbrechung ab dem 09. März 2020 zum Erliegen, sie wurde am 30. Juni 2020 schließlich beendet. 2021 begann nicht erfreulicher, die Saison wurde am 9. April für beendet erklärt und ohne abschließende Platzierung annulliert.
Diese Ereignisse werden mit Blick auf die lange Geschichte des Vereins hoffentlich bald als Momentaufnahmen erscheinen, die angesichts der erfolgreichen Vereinsarbeit verblassen. Der SVK wird heute getragen von über 600 Mitgliedern. Fußballsport wird in allen Altersklassen geliebt und gelebt, angefangen von den „Bambini“ bis zu den Altherren. Frauenfußball ist im SVK eine Selbstverständlichkeit geworden. Möglich machen dies 32 engagierte Trainer und Betreuer, ein breit aufgestelltes Vorstandsteam und natürlich auch alle, die als Zuschauer gemeinsam mit den Sportlern auf dem Platz stehen. Die Kinder- und Jugendarbeit ist ein wichtiges Fundament für den langfristigen Erfolg des Vereins. Der SVK versteht sie zugleich als bedeutende gesellschaftliche Verantwortung. Denn durch den Sport und das Zusammenwirken im Verein wird der Teamgedanke gefördert und vorgelebt, werden Werte wie Fairness und gegenseitiger Respekt vermittelt.
Wichtig für den Erfolg des Vereins sind auch die sportlichen Anlagen. In den vergangenen Jahren konnte der Verein mit Unterstützung seiner Sponsoren und der Gemeinde Kressbronn a. B. die Ausstattung des Sportgeländes gezielt verbessern. 2018 wurde eine Beregnungsanlage für Haupt- und Nebenplatz eingerichtet. 2020 wurden Neben- und Trainingsplatz mit einer modernen LED-Flutlichtanlage ausgerüstet. Neue Spielerbänke konnten durch ein Crowdfunding-Projekt mit Hilfe der Volksbank Friedrichshafen-Tettnang angeschafft werden.
Der Blick zurück und das Bewusstsein für seine langjährige Tradition ist für den SVK kein Selbstzweck. Das Bekenntnis zu den seit seiner Gründung gelebten Werten und der Erhalt der Vereinsanlagen am Eichert sind das Fundament, um auch in Zukunft mit modern ausgestatteten Anlagen ein sportliches Angebot für alle Altersklassen anzubieten.
Quelle: Kressbronner Jahrbuch 2021 (Band 34), S. 70-72